Gedenkfeier zum 100.-Jahrestag der Einweihung des Gräberfelds
Autor: Jens Arndt, Experte für Militätgeschichte in Hanau und Kamerad der Reservistenkameradschaft Hanau
Gegen Ende des Weltkrieges wurde in der Bürgerschaft der Wunsch ausgesprochen, für die Gefallenen eine würdige Grabanlage auf dem Hauptfriedhof zu schaffen. Im Sommer 1919 beschloss die Hanauer Stadtverordneten-Versammlung, für die Summe von 100.000 Mark einen Ehrenfriedhof zu schaffen. Diese Summe enthielt auch eine Spende von 10.000 Mark, die von Angehörigen der Hanauer Eisenbahn-Truppen bereitgestellt wurde.
Mit der Gestaltung der Gesamtanlage wurde der bekannte Frankfurter Gartenbaudirektor Siesmayr beauftragt und für die Bauausführung zeichnete sich das Hanauer Unternehmen Karl Lückhardt verantwortlich. Die künstlerische Ausgestaltung wurde dem bekannten Hanauer Bildhauer August Bischoff übertragen.
Den zentralen Mittelpunkt des Ehrenfriedhofes bildet ein von der Linden-Allee aus, zugängliches Hauptportal. Links davor ruhen die gefallenen Feldzugsteilnehmer des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 und der damals noch freie Platz rechts des Hauptportales blieb den zukünftigen Sterbefällen vorbehalten - noch bis 1926 wurden hier Hanauer Kriegsteilnehmer beigesetzt, welche infolge ihrer Kriegsverletzungen verstorben waren.
Das Hauptportal schmücken zwei von August Bischoff aus Muschelkalk geschaffene kniende Krieger, die völlig erschöpft, Schwert und Lanze aus der Hand legen mussten. August Bischoff hat damit ein beeindruckendes Monument geschaffen. Nicht die üblicherweise verwendete Darstellung eines "verletzten" und eines "toten" Kämpfers wurden von ihm gewählt, sondern Bischoff hat das zum Ausdruck gebracht, was ihm das damalige allgemeine Empfinden vorgab: Ein jahrelanger Kampf Deutschlands gegen eine gewaltige Übermacht endete mit der totalen physischen und psychischen Erschöpfung seiner Soldaten - sie konnten nicht mehr kämpfen, denn Deutschland war ausgeblutet und lag wirtschaftlich am Boden.
Von großer Symbolkraft ist auch das mächtige aus schlichtem Beton geschaffene Portal selbst, denn es erinnert in seiner Ausführung an einen Bunker, der seinen Bewohnern im Trommelfeuer der Fronten einen sicheren Platz sicherte. Hier nun nimmt es die Toten für eine immerwährende Ruhe auf.
Im September des Jahres 1920 wurde mit der Umbettung der "Soldatenleichname" begonnen und am 7. August 1921 erfolgte die Einweihung des Ehrenfriedhofes unter Teilnahme tausender Hanauer Bürger. Als letzter Redner trat Hanaus Bürgermeister Dr. Friedrich Müller vor das Publikum und gelobte im Namen der Stadt Hanau den Ehrenfriedhof zu hegen und zu pflegen. Insgesamt haben 186 Toten, darunter 31 Hanauer, an diesem Ort ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Hier das Video zur Gedenkfeier:
Herzlichen Dank an alle Beteiligten, der Stadt Hanau, den Reservisten der Reservistenkameradschaft Hanau und der Marinekameradschaft Hanau u.U. 1953 e.V. "Admiral Scheer".